"Assistenzhunde sind speziell ausgewählte und ausgebildete Hunde, die Menschen mit Behinderungen als
tierische Assistenten unterstützen.
Zentrale Aspekte des Assistenzbegriffs sind die Selbstbestimmung sowie die vollumfängliche Hilfe, die es der behinderten
Person ermöglicht, ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten" (Langner, 2009, zitiert nach Beetz et al., 2021, S. 456).
Du interessierst dich für einen Assistenzhund, bist aber unsicher, welche Ausbildungsart für dich die richtige ist.
Hier bekommst du eine Erklärung der verschiedenen Ausbildungsarten und worauf du dabei achten solltest.
Es gibt drei verschiedene Ausbildungsarten: Selbstausbildung, Fremdausbildung und Grundausbildung,
die mit anschließender Selbstausbildung der Assistenzhundeaufgaben einhergeht.
Jede Ausbildungsart hat ihre Vor- und Nachteile. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass keine der
Ausbildungsarten gemäß der Assistenzhundeverordnung einen garantierten erfolgreichen Abschluss als Assistenzhunde-Team bietet.
Der Erfolg hängt von dir und der Zusammenarbeit mit deinem Hund ab.
Beginnen wir mit den verschiedenen Ausbildungsarten:
Selbstausbildung:
Die Selbstausbildung gilt als die kostengünstigste, aber auch anspruchsvollste und "mit der geringsten Erfolgschance" verbundene Art der Ausbildung. Dabei wirst du in Zusammenarbeit mit einer Ausbildungsstätte bzw. einem zertifizierten Trainer
gemäß der Assistenzhundeverordnung angeleitet und erhältst Schulungen, um die Zusammenarbeit zwischen dir und deinem Hund zu fördern. Der Umfang und die Einbeziehung der Ausbildungsstätte werden individuell an deine Bedürfnisse und
Anforderungen als Mensch mit Behinderungen angepasst.
Laut Verordnung sind nach dem Gesundheitscheck und der Vollendung des 15. Lebensmonats mindestens 60 Stunden innerhalb von zwei Monaten oder länger für diese Art der Unterstützung vorgesehen.
Die Ausbildungsdauer beträgt zwischen 19 und 36 Monaten, abhängig von den individuellen Voraussetzungen des Assistenzhunde-Teams. Die
Aufgaben eines Assistenzhundes richten sich nach den individuellen Bedürfnissen des Hundehalters.
Die Selbstausbildung eines Assistenzhunds erfordert Geduld, Ausdauer und die Bereitschaft und die Fähigkeit, kontinuierlich mit deinem Hund zu arbeiten.
Es ist wichtig, realistische Erwartungen zu haben und den Prozess als eine Reise anzusehen, bei der Fortschritte in kleinen Schritten erzielt werden. Eine gute Beziehung zwischen Hundeführer und Hund ist von zentraler Bedeutung, da sie das Fundament für eine erfolgreiche Zusammenarbeit und eine effektive Unterstützung im Alltag bildet.
Allerdings können manche gesundheitlichen Einschränkungen eine erfolgreiche
Selbstausbildung verhindern. Daher solltest du die Selbstausbildung sehr sorgfältig durchdenken.
Es ist auch wichtig zu verstehen, dass die Gesundheit des Assistenzhunds von großer Bedeutung ist.
Nach der Grundausbildung und vor der Spezialausbildung muss eine umfassende Untersuchung durchgeführt werden, um die Eignung des Hundes für die weitere Ausbildung festzustellen. Diese Untersuchung wird vom Assistenzhundehalter selbst
organisiert und finanziert. Sie umfasst unter anderem Blutuntersuchungen und Röntgenaufnahmen und ist ab dem 12. Lebensmonat des Hundes zugelassen.
Bei der Selbstausbildung erhält die Person mit Behinderung den Hund bereits im Welpenalter.
Daher kann man nicht ausschließen, dass im Verlauf der Ausbildung gesundheitliche Probleme auftreten. Dies bedeutet, dass ein gewisses Risiko bei der Ausbildung besteht. Wenn der Assistenzhund während der Ausbildung gesundheitliche Probleme wie Stoffwechselstörungen oder chronische Erkrankungen entwickelt, kann er gemäß dem Assistenzhundegesetz nicht weiter als Assistenzhund ausgebildet werden.
Fremdausbildung:
Die Fremdausbildung eines Assistenzhundes bezeichnet den Prozess, bei dem ein Hund von einerprofessionellen Ausbildungsstätte bzw. einem akkreditierten Trainer gemäß der Assistenzhundeverordnung für die Unterstützung von Menschen mit Behinderungen trainiert wird.
Im Gegensatz zur Selbstausbildung, bei der der zukünftige Assistenzhundehalter selbst für die Ausbildung verantwortlich ist, wird bei der
Fremdausbildung der Hund von Fachkräften ausgebildet, um die spezifischen Fähigkeiten und Aufgaben eines Assistenzhundes zu erlernen.
Bei der Fremdausbildung arbeitet die Ausbildungsstätte eng mit dem zukünftigen Assistenzhundehalter zusammen, um die individuellen Bedürfnisse und Anforderungen zu verstehen.
Der Hund wird von professionellen Trainern darauf trainiert, verschiedene Fähigkeiten wie Gehorsam, Sozialverhalten, alltägliche
Aufgaben und spezifische Unterstützungsaufgaben gemäß den Bedürfnissen der Person mit Behinderung zu erlernen.
Während der Fremdausbildung spielt auch die soziale Interaktion und Integration des Hundes eine wichtige Rolle.
Der Hund wird auf verschiedene Umgebungen und Situationen vorbereitet, um sicherzustellen, dass er sich in
verschiedenen öffentlichen und privaten Situationen angemessen verhält und die erforderlichen Aufgaben zuverlässig ausführen kann.
Die Fremdausbildung ist eine geeignete Option für Personen, die mit schweren gesundheitlichen Einschränkungen zu kämpfen haben.
Diese Einschränkungen machen es ihnen entweder schwer oder sogar unmöglich, den Assistenzhund eigenständig
auszubilden oder sich den für die Sozialisierung eines Hundes wichtigen Situationen zu stellen. In solchen Fällen können professionelle Hundetrainer die Ausbildung des Assistenzhundes übernehmen. Diese Fachleute verfügen über
das nötige Fachwissen und die Erfahrung, um den Hund entsprechend den individuellen Bedürfnissen und Anforderungen der Person auszubilden. Durch die Fremdausbildung erhalten Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen dennoch die Möglichkeit, von den Vorteilen eines Assistenzhundes zu profitieren und ihre Lebensqualität zu verbessern.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Fremdausbildung in der Regel mit höheren Kosten verbunden ist, da die
Ausbildungsstätte für ihre professionellen Dienstleistungen und den Aufwand für die Ausbildung des Hundes entschädigt werden muss.
Diese Kosten umfassen auch Tierarztkosten des jeweiligen Hundes, den Befunderhebungsbogen für
Assistenzhunde zur Beurteilung der gesundheitlichen Eignung sowie weitere Ausgaben, die im Zusammenhang mit der Ausbildung entstehen. Zusätzliche Kosten fallen für die gesetzlich vorgeschriebene Einarbeitung im Umfang von mindestens 60 Stunden an.
Allerdings ist der Vorteil der Fremdausbildung, dass das Risiko von gesundheitlichen Problemen deutlich geringer ist. Dennoch kann dies nie
vollständig ausgeschlossen werden, unabhängig von der gewählten Ausbildungsart. Nach Abschluss der Fremdausbildung wird der Assistenzhund an den zukünftigen Halter übergeben, und es folgt die gesetzlich vorgeschriebene Einführungs-und Anpassungsphase.
Ein Assistenzhundetrainer wird für mehrere Wochen mit dir und deinem Hund arbeiten und dich in deinem Alltag begleiten, um eine
reibungslose Integration in den Alltag zu gewährleisten. Auch hier gilt, dass laut Assistenzhundeverordnung
mindestens 60 Stunden innerhalb von zwei Monaten oder länger mit einem zertifizierten Trainer abgeschlossen werden
müssen, um zur Prüfung zugelassen zu werden.
Es ist wichtig zu betonen, dass trotz der Fremdausbildung die Mensch-Assistenzhund-Gemeinschaft dennoch
zur Prüfung antreten und diese selbst erfolgreich absolvieren muss.
Grundausbildung:
Die Grundausbildung eines Assistenzhundes besteht aus zwei Teilen. Während des ersten Lebensjahres befindet sich der Hund in der Obhut eines zertifizierten Trainers, wo er seine Grundausbildung erhält.
Die Grundausbildung spielt eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung eines zuverlässigen und effektiven Begleiters für Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Sie legt den Grundstein für die zukünftige Arbeit des Hundes und umfasst verschiedene Elemente, die ihn
auf seine Aufgaben vorbereiten.
Während dieser Phase erlernt der Hund grundlegende Gehorsamsübungen wie Sitz, Platz, Bleib und Hier. Er wird darin geschult, hierfür
präzise Anweisungen zu befolgen und auf Grundkommandos zu reagieren. Darüber hinaus erfolgt eine Sozialisierung in verschiedenen Umgebungen und Situationen, um seine Fähigkeit zur Anpassung und sein Verhalten in der Öffentlichkeit zu verbessern.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Grundausbildung besteht darin, den Hund an verschiedene Umweltreize zu gewöhnen.
Dabei wird er schrittweise an unterschiedliche Geräusche, Menschenmengen, andere Tiere und verschiedene Untergründe wie Treppen oder
glatte Böden herangeführt. Dies hilft ihm, in verschiedenen Situationen ruhig und gelassen zu bleiben.
Nach Abschluss der Grundausbildung wird der Assistenzhund im Alter von etwa 13 Monaten oder später an den
Assistenzhundehalter übergeben.
Anschließend folgt die Spezialisierung, die durch Selbstausbildung unter Anleitung eines zertifizierten Trainers erfolgt.
Gemäß den Bestimmungen müssen auch hier mindestens 60 Trainingsstunden innerhalb von zwei Monaten oder länger mit einem
zertifizierten Trainer absolviert werden. In der Spezialisierung werden dem Assistenzhund spezifische Fähigkeiten vermittelt, die auf die Bedürfnisse und Anforderungen des zukünftigen Halters zugeschnitten sind.
Nach Abschluss der Spezialisierung folgt die gesetzlich vorgeschriebene Assistenzhundeprüfung.
Vor der Übergabe des Hundes und nach Vollendung des 12. Lebensmonats erfolgt eine umfassende Untersuchung,
gemäß den gesetzlichen Vorgaben, zur Beurteilung der gesundheitlichen Eignung des Hundes für die Ausbildung.
Dadurch wird das Risiko von gesundheitlichen Problemen während der Ausbildung deutlich reduziert, jedoch kann es
auch bei dieser Ausbildungsform niemals vollständig ausgeschlossen werden.
Die Grundausbildung ermöglicht eine kostengünstigere Alternative zur Fremdausbildung, ist jedoch ebenso anspruchsvoll wie
die Selbstausbildung. Die Assistenzhundeausbildung ist ein fortlaufender Prozess, der je nach Hund und individuellen Bedürfnissen unterschiedlich lange dauern kann.
Es ist wichtig, während dieser Phase geduldig und konsequent zu trainieren, um die gewünschten Fähigkeiten und Verhaltensweisen zu entwickeln.
Bist du immer noch unsicher, welche Ausbildungsart die richtige für dich ist?
Zögere nicht, uns zu kontaktieren, und wir werden gemeinsam eine Lösung finden. Wir stehen dir gerne telefonisch, per E-Mail oder auch per (Sprach-)Nachricht zur Verfügung. Lass uns zusammen herausfinden, wie wir dich bestmöglich unterstützen können.
Literaturverzeichnis:
Beetz, A., Riedel, M. & Wohlfarth, R. (2021). Tiergestützte
Interventionen. Handbuch für die Aus-
und WeiterbildungLo. Ernst Reinhardt Verlag München.
Assistenzhundeverordnung (AHundV)
(2022). rhttps://www.bgbl.de/xaver/bgbl/start.xav#__ bgbl__%2F%2F*%5B%40attr_id%3D%27bgbl122s2436.pdf%27%5D__168595298139 7